Basisemotionssysteme

Jaak Panksepp ist ein estnisch-US-amerikanischer emeritierter Professor der Psychologie. Seit Ende der 1970er Jahre erforschte er die Zusammenhänge zwischen Hirnaktivität und Sozialverhalten.

Er geht von Emotionssystemen aus, die eine neuronale Grundlage haben. Sie werden im limbischen System generiert, das nicht dem Bewusstsein untersteht. Welche Emotionen entstehen, hängt davon ab, welche Bereiche der Großhirnrinde (Cortex) aktiv sind. Alle Emotionen des Basisemotionssystems, werden von Säugetieren zum Überleben gebraucht. Sie geben dem Körper quasi eine Anleitung, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten soll.

Welche Basisemotionssysteme gibt es?

Emotionen der einzelnen Basisemotionssysteme

  • Seeking: lustvolle Erfahrung
  • Fear: Angst, Furcht                        GRUNDLEGENDE EMOTIONEN
  • Rage: Wut, Reizbarkeit
  • Panik: Stress, Schmerz
  • Care: Fürsorge, soziale Bindung
  • Play: spielen, erkunden                        SOZIALE EMOTIONEN
  • Lust: Sexualität

Zentrale Neurotransmitter:

  • Seeking: Dopamin, Glutamat, Opiode, Neurotensin

  • Fear: Glutamat, DBI, CRF, CCK, Alpha-MSH, Neuropeptid Y
  • Rage: ACh, Glutamat, Substanz P
  • Panik: Glutamat, Opiode, CRF, Oxytozin, Prolactin
  • Care: Dopamin, Opiode, Oxytozin, Prolactin
  • Play: Glutamat, ACh, Opiode, Jeder Stoff, der negative Emotionen fördert, reduziert das Spielverhalten
  • Lust: Steroide, Vasopressin, Oxytozin, LH-RH, CCK

  • Fear-System - Konkrete Angst, Furcht
    Konkrete Angst, wird durch eine vorhandene Bedrohung ausgelöst.
    Wird das Fear-System (Angst, Furcht) durch einen Reiz aktiviert, wird das Tier den Reiz entweder meiden, oder aber sogar davor flüchten. Meide- und/oder Fluchtverhalten wird ausgelöst. Der gesamte Körper bereitet sich auf Flucht vor, sollte sie nötig sein. Alle Bereiche, die in diesem Überlebensmodus unnötig sind, werden abgeschaltet und das Denken, Handeln und die Körperfunktionen (Blutdruck steigt, Herz pumpt schneller) bereiten sich ausschließlich für die bevorstehende Handlung vor.

    Beim Fear-System wird vor allem der Mandelkernkomplex (Amygdala) aktiv, der unter anderem die Funktion, Bedrohungen schnell zu erkennen und Abwehrreaktionen einzuleiten, hat. Angst und Aggression sind daher beide eng mit einer Aktivierung der Amygdala verknüpft. Wird der Mandelkernkomplex aktiv, reagieren wir mit Angst oder Flucht. Gefühle werden dann unterdrückt.

    Hierbei ist es egal, welche Stärke der Reiz der das System aktiviert hat. Ist es aktiviert, ist der Fokus des Organismus auf dem Lernprozess des Überlebens. Das bedeutet auch, der Hund kann in solchen Situationen nicht lernen. Angst ist nicht steuerbar.

  • Seeking-System
    Es spricht das Erkundungsverhalten eines Individuums an, Neugier zählt z. B. dazu, auch die Lernbereitschaft (Lust am Lernen), aber auch Lust am Erleben wie auch die Freude auf ein eintreffendes Ereignis.

    Es ist ebenso wie das Fear-System wichtig um überleben zu können. Wäre ein Individuum nicht bereit neue Dinge kennenzulernen, dazuzulernen, würde es sterben. Nehmen wir als Beispiel den Wolf. Ein junger Wolf lernt durch seine Eltern das Jagdverhalten. Wie Jagd man am effektivsten? Würde er das nicht lernen wollen, würde er verhungern.

    Jeder weiß, Jagdverhalten ist selbstbelohnend. Eben weil es das Seeking-System anspricht. Es geht nicht um die Endhandlung (Beute erlegen und fressen) sondern um die Jagd an sich. Dies ist wichtig, weil nicht jede Jagd erfolgreich ist. Würde das Tier die Jagd einstellen, weil es frustriert ist und keine Lust mehr hat, würde es verhungern.
  • Rage-System
    Das Range-System spricht das Aggressionsverhalten an. Der Körper bereitet sich auf Kampf vor. Der Blutdruck steigt, die Muskeln werden mit mehr Sauerstoff versorgt. Das Gehirn fokussiert den Reiz damit das Tier zielgerichtet auf den auslösenden Reiz zugehen kann.
    Es ist ein in Lebewesen verankertes Verhaltensmuster das dem direkten Wettbewerb um Ressourcen oder um Nahrung dient, der Revierverteidigung, der Herstellung oder Änderung einer Rangordnung oder auch der Konkurrenz um einen möglichen Sexualpartner.
    Das Greifen eines Beutetiers, das der Ernährung dient, ist bei Tieren ebenfalls mit einer Form von Aggression verbunden.

    Auch beim Range-System wird die Aktivität der Mandelkernkomplex (Amygdala) erhöht. Er hat unter anderem die Funktion, Bedrohungen schnell zu erkennen und Abwehrreaktionen einzuleiten. Angst und Aggression sind daher beide eng mit einer Aktivierung der Mandelkernkomplex verknüpft. Wird der Mandelkernkomplex aktiv, reagieren wir mit Angst oder Flucht. Gefühle werden dann unterdrückt.
  • Panik-System
    Wird das Panik-System aktiviert, empfindet das Tier Trauer, Trennungsschmerz usw. hier sinkt der Dopaminspiegel (Glückshormon). Das Panik-System sorgt für die soziale Bindung zur Familie und löst z. Bsp. bei einem Neugeborenen weinen und schreien aus, wenn sich die Distanz zur sicherheitsspendenden Mutter zu sehr vergrößert.
    Unbewusst und unwillkürlich reagiert der Mandelkern (Amygdala) und andere Regionen des limbischen Systems mit Botschaften an den Körper.
  • Care System
    Das Care-System löst zum Beispiel bei einem Muttertier Führsorgeverhalten aus, wenn das Junge einen Trennungsruf aussendet. Dies passiert auch Artübergreifend.

    So fanden die Forscher Lingle und heraus, dass Hirschmütter nicht nur in Richtung der Aufnahmen von Hirschjungen rannten, sondern dies auch bei denen von Robbenjungen, Hunde- und Katzenwelpen und Menschenbabys taten, die alle ungefähr in der gleichen Tonhöhe rufen. Auch die Ultraschallrufe von Fledermausjungen zogen die Hirschmütter an, als Lingle Software einsetzte, um ihre Tonhöhe zu senken, so dass sie zu den Rufen von Hirschjungen passten.
    Forscher - und natürlich alle Haustierbesitzer - wissen, dass Menschen auf die Hilferufe ihrer Haustiere emotional reagieren und es gibt einige Hinweise, dass Hunde auch auf menschliche Schreie reagieren.
  • Play-System
    Sorgt für das Spielverhalten. Spielen ist wichtig, um die Umwelt, sich selbst und die Reaktionen anderer auf eigenes Verhalten kennen zu lernen. Durch spielen lernt das Tier "spielerisch" verschiedene Verhaltensweisen. Z. Bsp. Jagen. Die Verhaltensforscher deuten das Spielverhalten schließlich auch als eine angeborene Neigung, ganz allgemein die körperliche Leistungsfähigkeit und Geschicklichkeit durch „Training“ zu optimieren.
  • Lust-System
    Das Lustsystem ist das Belohnungs- und Verstärkersystem und wird von Endorphinen gesteuert. Lust schaltet das Appetenzverhalten (Such- und Orientierungsverhalten) aus und das Befriedigungsverhalten an. Das Seeking-System und das Lust-System sind also wechselseitig.