Gegenkonditionierung

Erwartungshaltung

Eine Erwartung bezieht sich auf die Annahme eines zukünftigen Ereignisses. Sie ist eine vorstellungsmäßige Vorwegnahme kommender Ereignisse.

Die Erwartungshaltung ist eine, durch bestimmte Erwartungen, geprägte Haltung.  Das heißt, Ereignisse lösen eine Erwartung beim Hund aus, auf die Emotionen ausgelöst werden und ggf. ein Verhalten folgt. Welche Emotionen und welches Verhalten ausgelöst wird, hängt von den vorausgegangenen Erfahrungen ab.

Es gibt Erwartungshaltungen, die positiv für Mensch und Hund sind und notwendig um Verhalten zu erlernen. Hat der Hund beispielsweise den Rückruf mit einer freudigen Erwartung auf ein Spiel oder Futter verknüpft, wird er auf das Signal hin zurückkommen. Ohne diese Erwartungshaltung würde der Hund auf den Rückruf nicht kommen, wenn er aus seiner Sicht wichtigeres oder besseres zu tun hat.

Es gibt jedoch auch Erwartungshaltungen, die sowohl vom Menschen, als oftmals auch vom Hund als negativ empfunden werden und Stress auslösen. Verknüpft ein Hund beispielsweise dass die Türklingel bedeutet dass Fremde in sein Heim eindringen, wird er versuchen ihn zu vertreiben indem er Bellt. Natürlich kommt der Besuch trotzdem herein, und der Hund ist sehr aufgeregt.

Erwartungshaltung beim Menschen

Auch Menschen entwickeln Erwartungshaltungen. Um Ihnen besser zu verdeutlichen was eine Erwartungshaltung ist und was sie auslöst, habe ich Ihnen zwei Beispiele gelistet:

EREIGNIS ERWARTUNGSHALTUNG EMOTION

es klingelt

an der Tür

es steht jemand

vor der Tür

positv   - es kommt jemand auf den man sich freut

             oder das Päckchen, auf das man schon sehnsüchtig wartet

neutral - man weiß nicht wer das sein könnte, hat aber auch nichts  
             gegen Besuch

negativ - man möchte jetzt keinen Besuch

             man erwartet jemanden den man nicht mag

             man ist noch im Schlafanzug und nicht gekämmt

man riecht

essen

es gibt bald

etwas zu essen 

positiv  - man hat Hunger und mag das Gericht

neutral - man hat keinen Hunger

negativ - man mag das Gericht nicht, der Geruch löst bereits ekel aus

Gegenkonditionierung

Damit der Hund sein Verhalten dauerhaft ändern kann, muss die Verknüpfung und das damit einhergehende Gefühl verändert werden und eine neue Erwartungshaltung mit einem positiven oder neutralem Gefühl für das Ereignis geschaffen werden. Das heißt, man verknüft den Reiz der die negativen Gefühle  hervorruft, mit einem neuen, guten Gefühl.

Das macht man am besten mit einem Markersignal, dass eine Belohnung ankündigt. Ertönt die Klingel, gibt man sofort das Markersignal und streut Futter, das der Hund suchen kann. Bestenfalls übt man das erst einmal gezielt, ohne dass jemand kommt und um auf das Klingeln eingestellt zu sein. Ziel ist zu markern bevor der Hund bellend losstürmt. Ist der Hund jedoch zu aufgeregt, markert man auch in das negative Verhalten hinein um einen Fuß in die Türe zu bekommen.

In diesem Fall belohnt man nicht das Verhalten, sondern lässt eine neue Erwartungshaltung und Emotion entstehen, welches sich positiv für den weiteren Verlauf des Trainings auswirkt.

So kann der Hund lernen, dass die Klingel etwas für ihn tolles ankündigt und die negative Emotion entwickelt sich zu einer positiven. Hier ist Futter das Mittel der Wahl, da Nahrungsaufnahme, schnüffeln und suchen beruhigend wirkt und wir einen entspannten Hund haben möchten, wenn Besuch kommt.

Vorteil der Gegenkonditionierung gegenüber Strafreizen

Der Vorteil der Gegenkonditionierung liegt darin, das schwierige Situationen für den Hund mindestens positiver und leichter zu lösen sind und mit weniger Stress als bisher. Zudem tun sich keine alternativen negativen Verhaltensweisen auf, weil nur das Verhalten unterdrückt wird. Straft man einen Hund in Situationen mit denen er nicht zurecht kommt, wird die Emotion nicht positiv, sondern immer negativer, was zur Folge hat, dass man immer wieder strafen muss, da der Hund immer wieder in Situationen kommen wird, in denen er sich nicht (mehr) beherrschen und das Verhalten unterdrücken kann. Zudem erhöht Strafe das Stresslevel des Hundes, was zur Folge hat, dass er sich immer schlechter beherrschen kann.

Gegenkonditionierung behandelt die Ursache nicht nur das Symptom.